Mit einer Brise die vom Meer aus getragen wurde, wehte eine leichte kühle für eine Moment über Leons Haut. Sein Haar tanzte wild davon und konnte offenbar nicht anders, als sich vor seinem Gesicht werfen zu müssen. Mit einer Hand wischte er sich seine langen blonden Haare, die gerade mal nicht Nass vom Meer waren sondern trocken, aus dem Gesicht und blickte aufs Meer. Das Surfbrett, welches soeben wieder abgegeben wurde, stellte er ab und lehnte sich dagegen. Gelächter und Freude war zu hören, was ihm ein Lächeln auf die Lippen schenkte. Gerade im Sommer war hier viel los. Wenn auch sicher nicht so voll wie bei den Muggelstränden. Er beobachtet ein paar Kleinkinder die wild über den Sand rannten, kreischten und sich freuten. So süß er liebte Kinder sehr. Ab und zu, wenn es die Zeit erlaubte. Spielte er auch mit den Kindern, damit die Eltern sich entspannen konnten.
Er zog das Surfbrett wieder aus dem Sand und lief hinein ins Lager, wo er alle Surfbretter zu stehen hatte. Das Holz vom Strandhaus knarzte leicht und der Sand an seinen Füßen knirschte. Er liebte dieses Geräusch.

Seit mindestens zwanzig Minuten stand Mayla schon am Strand, das Wasser der sich im warmen Sand verlaufenden Wellen überspülte ihre bloßen Füße. Mit geschlossenen Augen stand sie da, genoss das Gefühl des Wassers und des Sandes unter ihren Fußsohlen, das Spielen des leichten Sommerwindes auf ihrer Haut und in ihren Haaren und atmete tief die nach Algen, Salz und warmen Sand duftende Luft ein. Konnte es etwas schöneres geben? Fast hätte sie vergessen, dass sie heute nicht ohne Grund hier war. Obwohl sie seit kleinauf mehr im Wasser als auf dem Land war und schwimmen und tauchen konnte wie ein Delphin - das war natürlich nur die Ansicht ihres Vaters, und Väter waren ja meist nicht besonders objektiv, wenn es um ihre geliebten Töchter ging - hatte sie doch eines bisher versäumt: nämlich surfen zu lernen. Sie war halt lieber im Wasser, als darauf. Trotzdem, sah schon toll aus. Ein eigenes Bügelbrett, Verzeihung, Surfboard, hatte sie sich noch nicht angeschafft, das hatte sie sich zur Belohnung ausgesetzt, wenn sie den Sport erstmal beherrschte. So ein kleiner Ansporn hatte was für sich! Sie riss sich von ihrem Platz los und machte sich auf die Suche nach dem Surflehrer. Der sollte einen guten Ruf haben. Na, mal sehen. Als sie das Strandhaus erreicht hatte, in dem er aufzufinden sein sollte, sah sie sich suchend um und rief dann kurz entschlossen: "Hallo! Jemand hier? Kundschaft!"

Leon klopfte sich gerade die Hände ab, während er aus dem Lager wieder heraustrat und eine Stimme hörte. "Einen Moment." rief er nach vorne, weil er kurz einen schluck erstmal trinken musste. Dann trat er nach draußen. "Hallöchen Junge Dame, wie kann ich dir denn helfen?" fragte er sie mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Etwas was für ihn ganz natürlich war. Mit seiner nackten Schulter, lehnte er sich gegen das Holz des Strandhauses und blickte seine Kundschaft ruhig an.

Junge Dame?! Du?! Also, wirklich mal. May sah leicht irritiert aus, als sie entgegnete: "Tschuldigung, ich muss wohl gerade obliviert worden sein. Kann mich gar nicht erinnern, mit Ihnen Brüderschaft getrunken zu haben. Aber muss echt toll gewesen sein. Wenn ich mich dran erinnern könnte, würde ich es wohl nie mehr vergessen." Sie rümpfte die Nase. "Und ne Dame bin ich erst recht nicht, da können Sie jeden in Mousehole fragen, da werden Sie brüllendes Gelächter ernten."Sie hob die Hand und strich sich eine störrische Haarsträhne aus dem Gesicht. Wie üblich war ihr Haar leicht salzverkrustet, weil sie heut schon stundenlang im Wasser gewesen war. Dann seufzte sie leise. "Ok, das fing nicht gut an, hm?! Also, nochmal von vorn: Hi, ich bin Mayla Summers und ich würde gerne surfen lernen." Sie streckte ihm die Hand entgegen und hoffte, dass er einen festen Händedruck haben werde. Nichts war schlimmer, als ein schlaffer Händedruck.

Jetzt sah er aber mehr als verdutzt drein. Peinlich gerührt Kratze er sich am Hinterkopf. "Entschuldige, macht der Gewohnheit. Hier bei uns dutzen wir uns ziemlich viel." erwiderte er ihr. "Keine junge Dame? Na gut, dann werde ich mir wohl einen Spitznamen überlegen." Er strich sich dabei nachdenklich über den Bart. Als sie sich dann vorstellte und erklärte weshalb sie hier war. Drückte er ihre Hand, mit seinen kräftigen pranken. "Hi, Leon Kingsburg, aber nenn mich einfach Leo. Unter einer Bedingung unterrichte ich das Surfen." meinte er und grinste breit.

May erwiderte den Händedruck ebenso kräftig. "Leo, hm? Na ja, gibt wohl sicher Schlimmeres. Und Seelöwen sind ja immerhin wunderbare Tiere." Bei seiner Erwähnung, dass er ihr einen Spitznamen verpassen wollte, runzelte sie dann aber schon wieder die Stirn. "Solange Sie mich nicht Baby, Süße oder Kleines nennen ... denn dann müsste ich Sie bedauerlicherweise töten." Bei Merlin, wie sie es hasste, wenn man sie so nannte. Wenn ihr Vater sie so nannte, redete sie drei Tage lang nicht mit ihm! Dann horchte sie auf. Bedingungen? Aha, jetzt wurde es interessant. "Das trifft sich gut, ich stelle nämlich auch eine Bedingung an denjenigen, der mich unterrichten soll. Also, lassen Sie mal hören." Sie siezte ihn einfach ganz stumpf weiter. Das Du musste er sich bei ihr erstmal verdienen.

Er musste ein wenig über ihre Art und Weise schmunzeln. Typisch junge Kids dachte er sich. Seine Hand zog er wieder zu sich zurück und kreuzte diese vor seiner Brust. "Unter Surfen duzen wir." Surfer sind sehr eigen und das sah man sich ein wenig wie eine Familie. "Also, Naseweis." Er wählte bewusst den Namen aus einem Muggel Film, weil die meisten Zauberer diesen Begriff nicht kannten. "Was ist deine Bedingung." Seine Laune schien so eben gestiegen zu sein. Ihre freche Art störte ihn keineswegs.

Urgs, Naseweis! Ausgerechnet. Sie drehte den Kopf und versuchte, auf ihren Rücken zu schauen. "Komisch, meine Feenflügel müssen mir auch abhandengekommen sein, Peter Pan." Es hatte eben durchaus Vorteile, einen Muggelelternteil zu haben. Diese ganzen Reinblutfuzzis mit ihrer Ideologie wussten gar nicht, was sie alles verpassten! Gut, auf den Film "Tinkerbell" hätte sie gut verzichten können, diese kleine Fee ging ihr ganz gehörig auf den Keks "Jetzt sind es sogar schon zwei Bedingungen: keine Feennamen, kein Barbie, keine Diddl-Maus, kein Hello Kitty! - kurz und gut, bloß kein süßer Spitzname. Sonst kotze ich jedesmal ins Wasser. Und das wäre schade um die Fische. Was die zweite Bedingung angeht: ich erwarte, dass Sie", sie stöhnte leise und verdrehte die Augen, "in Gottes Namen, dass du ein strenger Lehrer bist. Lass mir nichts durchgehen, dulde keine Schluderei. Und schrei mich ruhig an, wenns nötig ist. Deal?" Schließlich wollte sie ja was lernen, und kein Picknick veranstalten.

"Schade, ich dachte da ein paar schimmer von Flügeln wahrgenommen zu haben."Er musste sich gehörig das Lachen verkneifen. Jetzt streckte er ihr noch einmal die Hand heraus. "Deal." junge Leute fand er immer wieder amüsant. "Aber keine Sorge, selbst wenn du dennoch mal ins Meer Kotz. Das lässt mit einem Schwung wegzaubern." jetzt zwinkerte er mal. Außerdem gab es bei seinem Strand die ein oder andere Besonderheit die er gezaubert hatte.

Irgendwie bekam sie das Gefühl nicht los, dass er sich über sie lustig machte. Nicht ernst genommen zu werden ging ihr gehörig gegen den Strich. Na, der würde sich noch umgucken. "Wie ist das mit Terminen? Ich bin öfter mal beruflich einige Tage lang am Stück weg, da draußen", May deutete auf das offene Meer hinaus. Derzeit war Walsaison und sie war damit beschäftigt, die immer seltener werdenden Tiere mit Peilsendern und Schutzzaubern zu versehen.

Spaß beiseite er merkte wenn jemand nicht all zu begeistert war von netten späßen. Er zog seine Hand wieder zurück, die sie nicht angenommen hatte. "Du sagst mir wann du kannst und ich schau ob ich da Zeit habe. Das ist kein Problem für mich." erklärte er im ruhigen Ton nun. Ihm war es da relativ, wenn es ums Surfen ging. Er richtete sich da meistens immer nach seinen Kunden. Dabei deutete er auf einen Zettel der hinterm Tresen der Bar hing. "Da stehen alle Zeiten drin, wo ich schon jemanden im Surfen unterrichte, oder hier im Laden arbeite." meinte er und lief durch die paar Tische unterm Pavillon, hinüber zum Tresen. Mit leichten Füßen lief er drum herum und griff nach dem Aushang und legte ihm auf den Tresen ab. "Hier, kannst du selbst mal schauen." man merkte, dass es viele Anmeldungen gab. Was kam weil eben Hochsommer war. Da waren die meisten davon im Schüleralter. Jedoch bald zuende. "An den Farben und Zahlen kannst du erkennen, wann zu dem Zeitpunkt bald wieder was frei ist, oder gerade erst gebucht wurde." Er deutete auf die eine 7 "Hier, das bedeutet das es schon 7 Wochen läuft und bald ein Platz frei ist, weil die Farbe von Gelb auf Grün so langsam umspringt. Rot und Orange heißt, das es noch am Anfang ist und zu den Zeiten es noch etwas dauern könnte. Insgesamt werden es 9 Wochen sein. Je nachdem ob du lieber den intensiv Kurs haben möchtest oder den leichten kann es variieren. Zwischen 7 und 12 Wochen. Außer du möchtest nur so surfen wie die Muggel, das braucht 2 Wochen." Erklärte er ihr in Ruhe.

May schaute sich alles aufmerksam an und lauschte ihm ebenso aufmerksam. Sie wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als eine Seemöve über den Strand flog, kreischend über May kreiste und einen Brief für sie abwarf. "Sorry!" Sie bückte sich schnell, hob den Brief auf und riss den Umschlag auf. Sie überflog die wenigen Zeilen und ein Leuchten ging über ihr Gesicht. "Ja! Endlich!", jubelte sie und merkte gar nicht, dass ihr die Worte in meerisch über die Lippen kamen. Und dachte daher auch nicht daran, dass meerisch über Wasser in den Ohren von Zauberern ... nicht ganz so toll klang.

Es störte ihn nicht, dass eine Möwe ankam, um ihr Post zu bringen. "Alles gut." sagte er daher nur und schaute das er solange der anderen Person helfen konnte, die schüchtern auf und ab wippte und offensichtlich nicht wusste wann und wie er Leon ansprechen durfte. Daher ging er auf den jungen zu. Gerade als der junge Bursche nach was zu trinken fragen wollte. War ein grausiges Kreischen zu hören. Schnell schlug Leon die Hände vor die Ohren des Kindes, bekam dafür selbst aber einen Tinnitus. "Ach du meine Güte, was war das denn." überrascht drehte er sich zu ihr um und blinzelte irritiert.

"Häh?" May schaute ihn irritiert an. "Was war was?" Ihr selbst fiel es ja meistens gar nicht auf, wenn sie die Sprache wechselte, daher hatte sie keine Ahnung, was er meinte. "Ich hab doch nur Ja, endlich gesagt." War ja auch kein Wunder, dass sie sich freute. In der Nähe der Orkney-Inseln war eine Walkuh aufgetaucht, die vor vier Jahren mit einem Peilsender ausgestattet worden war, von dem aber seit zwei Jahren keine Signale mehr ausgingen. Sie hatte sich schon große Sorgen gemacht und befürchtet, dass das Tier verendet war. Aber offensichtlich hatte es den Sender nur verloren. Sie würde sich heute noch auf den Weg machen und einen neuen anbringen. "Alles in Ordnung bei Ih ... bei dir?" Das fehlte gerade noch, dass der Typ einen an der Klatsche hatte und Stimmen in seinem Kopf hörte, die da gar nicht hingehörten.