"Uffa!" May wusste nur zu gut, wie anstrengend es sein konnte, im Sand zu rennen. Außerdem war sie ziemlich groggy vom Schwimmen ... Aber wenn es sein musste, dann musste es eben sein! Also biss sie die Zähne zusammen und lief los, holte zu Leon auf, und mühte sich, an seiner Seite zu bleiben. "Autsch!" Scharfkantige Muscheln am Strand gehörten verboten. Zumindest, wenn man lief. Laufen tat auch der Schweiß. "Hast Recht, morgen reicht n Badeanzug", keuchte May, lief aber trotzdem tapfer weiter.

Er musste lachen. "Ach, naja dafür kommst du nun besser ins schwitzen." nach reichlichem joggen im trockenen Sand, bog er nun zum Ausgleich zum nassen, am Wasser. An den Füßen fühlte es sich jedes mal wie eine Erleichterung an. "Na, wie viel schaffst du noch?" wollte er wissen, da sie nun doch schon einige Minuten gerannt sind, zum aufwärmen.

"Noch ne ganze Weile", hechelte Mayla. Eine dicke, fette Lüge, denn allmählich gingen ihr doch die Kräfte aus. "Umpf!" Schon war sie über ihre eigenen Füße gestolpert und der Länge nach im Sand gelandet. Sie spürte den Sand zwischen ihren Zähnen und knurrte wütend. Se würde jetzt auf keinen Fall aufgeben! Diese Blöße würde sie sich nun echt nicht geben. Also rappelte sie sich hoch, spuckte den Sand aus und mobilisierte ihren angeborenen Trotz. Sie war schon öfter über ihre eigenen Grenzen hinausgegangen. Das anschließende Gefühl, sich selbst überwunden zu haben, war wie eine Art Rausch. Sie lief weiter und fragte, mehr um sich von den Schmerzen in ihren Beinen und ihrer Lunge abzulenken, als dass es sie wirklich interessiert hätte im Moment: "Und, hast du mein Rätsel in der Zwischenzeit geknackt?"

Leon hielt an. Der Kampfgeist von ihr schien hoch zu sein, wie er bemerkte und es war auch lobenswert das sie wieder aufstand, dennoch hielt er an und stoppte sie. "Dss reicht. Es ist immer besser seine Grenzen zu kennen, statt zu überwinden. Vorallem beim Surfen." Er stieß mit seinem Zeigefinger gegen ihre Stirn. "Was würdest du machen, wenn du im Wasser bist und über deine Grenzen gehst? Dein Zauberstab nicht griffbereit, dein Bord verloren und ein Wadenkrampf ist da?" Er verschränkte die arme vor der Brust. Der Schweiß lief auch ihm. "Was ich am wenigsten dulde ist überanstrengung, oder besser gesagt, sich nicht selbst eingestehen zu können, dass man am Ende ist." gab er ihr einer seiner Grundprinzipien weiter.

"Ach was", keuchte May, beugte den Oberkörper vor und stützte ihre Hände auf den Knien ab, während sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen - und dem Impuls zu widerstehen, ihr Lunge in den Sand zu kotzen, "bin doch ... gerade erst ... warm geworden. Das war ... ja noch ... gar nix. Uff!" Sie gab auf und ließ sich in den Sand fallen. Alle viere von sich gesteckt, tauchte sie ihr glühheißes Gesicht in die kühlen Ausläufer der Wellen. "Meine Fresse", murmelte sie, als sie endlich wieder die Kraft fand, aufzustehen, "also, wenn ich davon nicht schlank und schön werde, dann weiß ich auch nicht!" Sie wischte sich Sand aus dem Gesicht und grinste Leon an. "So ist gut, Seelöwe, immer schön mit mir schimpfen!" Sie neigte eigentlich nicht zur Selbstüberschätzung, das konnte im offenen Ozean schnell mal tödlich enden, aber wenn ihr Ehrgeiz erstmal angestachelt war ... Sie gab ihm also voll und ganz recht. Absaufen würde sie, gnadenlos, und als Fischfutter enden. Er hatte schon vernünftige Prinzipien, musste man ihm lassen. Jetzt, wo sie allmählich wieder zu Atem kam, wurde sie wieder unternehmungslustig. "Das hat ... Spaß gemacht", behauptete sie. "Was machen wir als nächstes?"

Schmunzelnd hockte er sich neben sie hin und wartete bis sie wieder zu Atem kam. Einen Kommentar verkniff er sich lieber, als sie von schlank und schön sein sprach, da er nicht unbedingt fand, dass sie sich darüber Sorgen machen müsste. Aber wie man es kennt war das etwas worüber sich Frauen im generellen immer Gedanken machen zu schienen. "Na schauen wir mal und hoffen wir mal das ich nicht so oft schimpfen muss." zwinkerte Leon und stand auf. Als sie wieder bereit schien weiter machen zu können hielt er ihr eine Hand zum aufstehen hin. "Als nächstes gibt es jetzt eine kleine Übung." 'klein' dachte sich Leon. Die Übung war nicht unbedingt ohne.

Och, eigentlich hatte sie gar nichts dagegen, wenn er mit ihr schimpfte. Er sah dann irgendwie ... sexy aus. Pfui, aus, May! Du bist hier um surfen zu lernen und nicht, um mit deinem Lehrer anzubandeln! Reiß dich zusammen! Sie ergriff seine Hand und ließ sich von ihm hochziehen. Dann strich sie sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Warum hab ich das Gefühl, dass die Übung alles andere als klein sein wird?!" Naja, was sein musste, musste sein. Hogwarts war ja auch nicht an einem Tag gebaut worden - oder vielleicht doch? Hm, sie hätte in Geschichte der Zauberei vielleicht doch mal zuhören sollen, anstatt die Stunden für ein ausgiebiges Nickerchen zu nutzen ... "Also, schieß los. Was liegt an?"

Er zuckte unschuldig mit den Schultern. "Nah, da stellst du dir das ganze aber schlimmer vor als es ist, komm." meinte Leon und fing an zur Hütte zurückzukehren. Angekommen reichte er Mayla eine Flasche Wasser. "Erstmal, etwas trinken. Wenn du viel auf dem Wasser bist, wirst du wissen wieso." gab er ihr mit einem gutmütigen Lächeln zur Kenntnis und griff nach seiner eigenen Wasserflaschen. Danach holte er ein Bord aus dem Schuppen. Vor Mayla stehend rammte er das Bord neben sich in den Sand und stütze sich leicht dabei ab. "Frage, was ist das allerwichtigste an das du denken musste, bevor du mit dem Brett ins Wasser gehst?"

Sie nahm die Flasche dankend entgegen und leerte sie Schluck für Schluck. Nicht zu schnell, sonst gabs gerne mal Magenkrämpfe. Als sie dann neben ihm und dem Board stand, legte sie ihren Zeigefinger an die Nasenspitze und tat so, als müsse sie nachdenken. "Dass meine letzte Mahlzeit mindestens 2 Stunden zurück liegt und dass ich vorher nochmal pullern war." Gespielt unschuldig sah sie Leon an. Was denn?! Kostete Überwindung, einfach so ins Wasser zu pinkeln - jedenfalls die ersten Male. Danach ließ man irgendwann einfach laufen.

Erst sah er sie überrascht an, doch musste dann doch ein wenig lachen. Dabei versuchte er so entspannt wie möglich zu bleiben, es half aber wenig, weshalb er in seine geballte Faust rein lachen musste. "Ehm." er räusperte sich. "Entschuldige, damit hatte ich jetzt nur nicht gerechnet. Aber nein, weder das eine noch das andere. Das mit dem Essen ist nicht zwangsläufig wichtig, solange man sich nicht bis zum platzen voll isst, wo man sich sowieso nicht in der Lage fühlen sollte einer Tätigkeit nachkommen zu wollen, geht das komplett klar. Immerhin, eine Banane oder ein ganzer Hummer liegt schon anders im Magen..." Er räusperte sich verlegen. "daaas interessiert mich nicht." Er wunk ab und schlug sich irritiert gegen die Stirn und schloss die Augen beim Nachdenken. "Nein, ich meinte meine Frage jetzt speziell aufs Surfen." schon kam seine professionelle Seite wieder hervor. Er sah sie also mit ernsten Blick an und deutete dann mit einem Finger auf die Schnur vom Bord. "Das hier, das ist die erste Regel an die du dich halten musst wenn es ums Bord geht. Sobald du dein Bord in der Hand hast, befestigst du immer dein Bein mit deinem Bord, mit dieser schnur hier. Diese kann man ganz einfach am Fußgelenk festbinden." erklärte er ihr.

May kicherte ebenfalls. "Wetten, wenn ich neben dir im Wasser bin und das kalte Wasser plötzlich warm wird, interessiert es dich doch?!" Sie konnte es halt einfach nicht lassen. "Und was die Bananen angeht: ich kenne dich definitiv zu kurz, um schon mit dir über Bananen zu reden!" Dann aber wurde sie ernst und hörte ihm aufmerksam zu. "Festbinden. Alles klar. Sollte ich vielleicht auch mal mit meinem Motorboot machen." Das war ihr nämlich tatsächlich schon mal ... naja, abgehauen. War nicht schön gewesen!

Leon schüttelte den Kopf. "Uff, lass mich nicht an sowas denken." ein wenig musste er hier such scherzen, denn ihm wäre so eine Situation nicht unbekannt. Es gab genug Kinder im Wasser und selbst die Erwachsenen hielten sich nicht zurück und gerade beim Training auf dem Bord gab es genug Schüler schon, die aus Erschöpfung nicht weiter darüber nachgedacht haben. Bei der Banane jedoch kam er so gar nicht mit und stand komplett auf dem Schlauch. Warte mal.... hat sie? Ne oder? Hä?... egal nicht drauf eingehen. Nachdem sie offensichtlich eine gute Zuhörerin war, lächelte er zufrieden. "Hm, bei einem Motorboot solltest du das lieber lassen, selbst wenn es "praktisch" wäre. Lass die Schnur sich nur einmal im Motor verheddern." es schauderte ihn glatt selbst, das ihm ein schauer über den Rücken lief und er sich kurz schüttelte. Dann reichte er ihr das Bord. "Für das Training nutzen wir die Bords von hier, solltest du ein eigenes schon haben, kannst du dieses mitbringen sobald wir im Wasser Trainieren sollten, wenn du noch keins hast kann ich dir gerne einen Laden empfehlen. Ansonsten steht das ausleihen natürlich immer zur Verfügung. Aber nun. " Leon zog eine Augenbraue hoch. "Das allererstes was zu machen ist mit einem Bord."

May verdrehte die Augen. "Weiß ich doch, dass man das bei nem Motorboot nicht machen sollte. Sonst würde ich eher Wasserski lernen." Ein eigenes Board ... tja, das musste sie ihm wohl erklären. "Hab noch keins. Das schenk ich mir zur Belohnung, wenn ich den Sport beherrsche. Quasi ein kleiner Ansporn, verstehst du?" Also stand ausleihen auf dem Plan. Hoffentlich hatte der auch ein hübsches ... Stop, hübsch stand nicht zur Debatte, das war sie selbst! Sie bückte sich und befestigte das Board mithilfe der Schnur an ihrem Bein. Mit einem auf den ersten Blick sehr komplizierten Seemannsknoten, den man aber tatsächlich mit einem einzigen Griff lösen konnte, falls es mal schnell nötig wurde. "Fertig. Was jetzt?"