Der Garten hinterm Haus ist riesig. Und reichlich, nennen wir es freundlich: kreativ gestaltet. Außer Lancelots Obstbäumen und -sträuchern gibt es auch einen Lagerfeuerplatz, einen kleinen Teich, eine gemütliche Sitzecke und natürlich Andys und Joeys Spielhaus, das mittlerweile von Anouk genutzt wird. Und von Grandpa ... Wer was gestaltet hat, dürfte unschwer zu erkennen sein.

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Im Garten tobte der Krieg! Schreiend jagte Anouk ihren Grandpa über die Hängebrücke des Spielhauses, durch das Haus hindurch, die Treppe runter und wieder zurück zur Hängebrücke. "Warte nur, ich krieg dich schon!" Als sie ihre Daddy näherkommen sah, strahlte sie übers ganze Gesicht. Sie wusste, dass zumindest Daddy Andy ihr helfen würde. Bei Dad war sie da nicht so sicher. Manchmal machte er bei solchen Späßen mit, manchmal nicht. Hoffentlich würde er heute mal mitmachen, dann war es nämlich noch viel lustiger! "Los, macht mit", schrie sie den beiden zu, "jetzt gehts dem bösen Löwen an den Kragen!"

Als Lance seine beiden Jungs näherkommen sah, schwante ihm Übles. Andy sah schon wieder sehr ... unternehmungslustig aus. "Erbarmen!", schrie er, "ich bin doch nur ein armer alter hungriger Löwe, der sich nur ein kleines Häppchen gönnen möchte." Er versuchte, sich im Spielhaus zu verschanzen. Seine Blicke huschten durch das Dämmerlicht und suchten nach etwas, womit er sich verteidigen konnte. Die Kissen waren ja ein Opfer der Schlangengurken geworden ...

Ich war Andy hinterher gegangen und sah die Szene im Garten. Der alte Lance wurde von Anouk gejagt. Ich schüttelte den Kopf. Was hat der Löwe denn getan? fragte ich den kleinen Wirbelwind und dachte noch über meine Position in dem spiel nach. Ich war mir echt nicht sicher ob ich mitmachen wollte. Die kleine hatte immer so viel Energie, dass man sich wunderte, dass sie überhaupt schlief.

"Hörst du nicht? Der will unser Mäuschen verfrühstücken. Geht ja mal gar nicht! Los, die tapferen Ritter eilen zur Rettung!" Und mit lautem Gebrüll enterte Andy bereits die Hängebrücke. "Los, Darling, komm du von der anderen Seite!" Manchmal musste von Beaven ein bisschen ... motivieren, damit er sich locker machte. "Oder möchtest du heut Nacht sehr, sehr einsam sein?" Er warf ihm einen frechen Blick und ein leicht süffisantes Grinsen zu, während er mit den Fäusten gegen die Tür des Spielhauses hämmerte. "Los, komm raus, damit ich dir das Fell über die Ohren ziehen kann!"

Anouk quietsche vor Vergnügen. "Los, komm schon, Dad! Oder willst du, dass der Löwe mich frisst? Du, dann kriegst aber du Zimmerarrest!" Und Dads Zimmer war lange nicht so toll eingerichtet wie ihres. Da konnte man nicht toben, da wars total langweilig! Dann half sie Daddy, gegen die Tür zu hämmern. Einfach herrlich, so einen lustigen Daddy zu haben!

Während Lance sich mit dem Rücken gegen die Tür presste, um sie zuzuhalten, warf er einen panischen Blick auf die andere. Beide gleichzeitig konnte er nicht verteidigen. "Beaven, ich warne dich! Ich schmeiß dich ins Schlangengurkenbeet!" Sein fröhliches Lachen machte allerdings mehr als deutlich, dass er das nicht tun würde. Schließlich brauchte er seinen tüchtigen Mitarbeiter noch!

Ich war kurz unentschlossen und rannte dann zu der anderen Tür vom Spielhaus. Diese machte ich nun auf. Schnell lief ich zu Lancelot und versuchte ihn zu packen. Sowie ich versuchte ihn von der Tür weg zu ziehen. Schließlich machte es gerade einfach nur Spaß.Ich hab ihn sagte ich zu den beiden anderen und grinste breit.

"Gut so, Schatz! Lass ihn nicht entkommen! Los, Anouk, feste mit der Tür! Dad braucht Verstärkung", rief Andy und klinkte die Tür auf, während er sich gleichzeitig mit der Schulter dagegen warf. Natürlich flog die Tür dabei weit auf und er auf den Schnabel. Genau das hatte er ja auch geplant. So eine kleine Slapstickeinlage war doch immer wieder was feines! Er rappelte sich hoch, blinzelte Anouk zu und hing sich von hinten an den Hals seines Vaters. "Arrrrr, hab ich dich, Löwe! Mach dein Testament!"

Anouk quietschte laut vor Vergnügen. Daddy und seine Hinfallnummern, immer wieder toll! Schnell lief sie zu den Erwachsenen und klammerte sich an Grandpas Bein fest. "Hab dich auch!" So, das wollte sie doch mal sehen, wer hier wen verfrühstückte! Sie zog und zerrte am Bein. "Los, runter!"

Der vereinten Übermacht hatte Lance nichts entgegenzusetzen. "Hilfe!", gurgelte er, bevor er theatralisch zu Boden ging. Na wartet, dachte er und stöhnte auf, schloss die Augen und lag völlig reglos da. Mal sehen, wer zuletzt lachen würde! Seinen Pappenheimern war er doch wohl immer noch gewachsen! Wer war schließlich das größte Kind im Haus?! Ja wohl immer noch er!

Andy machte eine Fall-Einlage und auch meine Tochter kam dazu. Ehe Lancelot mit Augen geschlossen, theatralisch zu Boden ging. Ich ließ ihn los und sprach: Oh nein, der Löwe ist zu Boden gegangen, was sollen wir bloß tun? Dann ging ich wieder zu Boden und fing an ihn zu Kitzeln.

Andy, eben noch am Lachen wie blöd über den Spaß, wurde plötzlich etwas mulmig. Sein Dad rührte sich kein Stück, und das, obwohl Beaven ihn kitzelte. Seltsam, Lance war doch total kitzlig, der müsste doch eigentlich reagieren. Aber da war nichts, nicht das geringste Zucken ... "Hört mal auf", sagte er leise, "ich glaube, da stimmt was nicht ..." Dad war ja nun auch nicht mehr der Jüngste, vielleicht war der Spaß diesmal zu viel für ihn gewesen ... Er beugte sich besorgt über seinen Vater. "Dad?"

Was war denn plötzlich los? Daddy lachte ja gar nicht mehr ... und Grandpa lag so still da ... Das war unheimlich. Fragend sah Anouk zu ihrem Dad. "Dad ... ist mit Grandpa alles in Ordnung?" Etwas zaghaft rüttelte sie an der Schulter ihres Großvaters. "Grandpa? Sag doch was!" Aber Grandpa sagte nichts. Er bewegte sich auch nicht. Anouk schluckte. Was war denn mit Grandpa los?

Es kostete Lance all seine Willenskraft, trotz des Gekitzels völlig ruhig dazuliegen. Als er das Stimmchen seiner Enkelin hörte und die Besorgnis darin, tat es ihm ja schon leid, aber, bei Merlins Unterhose, jetzt würde er das auch durchziehen! Immerhin war er hier der Meister der Streiche. Er spürte Andy und Anouk ganz nah neben sich, wie sie sich besorgt über ihn beugten. Jetzt fehlte nur noch Beaven, und dann ...