-> Gassen der Winkelgasse

Einige Schüler tummelten sich auch hier herum, da sie ihre Schulbücher für ein baldig neu anbrechendes Schuljahr besorgen mussten. Moriemee ging es da nicht anders; sie suchte hier und da die Bücher zusammen, die auf ihrer Bücherliste standen. Mit einem Arm voller Lektüren und einer abgehackten Liste verschwand sie alsbald in den hinteren Teil des Ladens. Sie streifte zwischen den Bücherregalen entlang und zog hier und da spannende Einbände hervor. Begierig studierte sie die Titel und blendete ihre Umgebung gekonnt aus.

Urg Schulkram James sah auf seinen Zettel, um nachlesen zu können, welche Bücher er brauchte. Er war gerade allein unterwegs, da er - kaum das sie in der Winkelgasse waren - vor seiner Familie geflüchtet war. Seine Freunde hatte er bis dato auch noch nicht erblickt. In den Regalen stöbernd erblickte er dann jemanden. Jemanden den er auf der Karte der Rumtreiber im letzten Jahr häufiger beobachtet hatte. Warum? Weil ~sie~ eindeutig etwas tat das nicht erlaubt war und weil ~sie~ eindeutig immer an Regeln halten und sonst was erinnerte. Gerade ihn nervte sie gerne, wahrscheinlich weil er zusätzlich Gryffindor war. Jedes Mal wenn er Unsinn trieb. Er schlich sich an Moriemee May an, neben ihr lehnte er sich mit einer Hand gegen das Regal vor ihr, die andere Hand in die Hüften gestemmt. "Na Miss Nachteule." grüßte er sie mit einem fiesen grinsen im Gesicht.

Moriemee fuhr herum, die nervtötende Stimme Potters veranlasste sie dazu und bedrohlich funkelte sie ihm entgegen. Ihren Erzrivalen, der Feind nummero eins und die Person, die sie den Sommer über am wenigsten vermisst hatte, - ein bisschen gelogen, denn die Auseinandersetzungen hatten ihr irgendwie gefehlt - stand am Bücherregal lehnend vor ihr. Sie schälte sich dafür, dass sie ihn nicht früher bemerkt hatte, doch ließ sie sich diese Haltung nicht anmerken. "Ich weiß nicht, was du meinst.", gab sie mit kühler Miene wider. Ehrlich gesagt wusste sie wirklich nicht genau, was er mit seiner Aussage meinte, doch Potter machte oft genug den Anschein, es nicht einmal selbst zu wissen, weshalb sie sich nicht weiter den Kopf darüber zerbrach. Ihm einen weiteren vernichtenden Blick schenkend, fiel ihr auf, dass er über den Sommer markantere Züge bekommen hatte. Vom Äußeren wohl nicht mehr ganz so kindlich, doch intellektuell noch immer ein Vollpfosten. Sie fragte sie bis heute, wie der Typ zum Vertrauensschüler ernannt worden war, wobei sie sich selbst eigentlich auch nicht auf dem Posten sah.

Ein kurzes Lachen kam ihm über seine Lippen. "Nicht? Du weißt also nicht was ich meine, aber wenn nicht du wer denn dann?" Er trieb seinen Sarkasmus in die Höhe. "Vielleicht die Portraits der Nacht? Mir kam zu Ohren, daß diese einen gut uns gerne mal ausschimpften, wenn man ihren Schlaf störte." nachdem James von seinem Vater davon einmal gehört hatte, eher so eine Information nebenbei, musste er es selbst einmal ausprobieren. So ging er in seinen ersten Schuljahren einmal hinaus in der Nacht und Leuchtete in einem Gang den Portraits mit Lumos mitten ins Gesicht. Für ihn ein heiden Spaß. Der Gedanke daran ließ ihn unweigerlich breit grinsen, auch weil er sich denken kann, dass Moriemee wusste was er meinte. Bei ihren vielen Nachtspaziergängen die er auf der Karte der Rumtreiber erblickt hatte.

Moriemee schob misstrauisch eine Augenbraue hoch. Potter schien ausnahmsweise einmal etwas zu wissen und die Sorge er könnte wissen, was er definitiv nicht wissen sollte, machte sich in ihrer Magenenge breit. Sein selbst verherrlichender Tonfall gefiel ihr gar nicht und trieb sie zur innerlichen Weißglut. Bei seinen weiteren Worten zog sie allerdings scharf die Luft ein, denn Potter machte so ziemlich den Anschein, zu wissen, was er absolut nicht wissen sollte. Morie schoss bissig gegen: "Komm auf den Punkt und rede nicht drum herum. Sag schon, was ist dein Problem." Eine gewisse Anspannung nahm von ihr Besitz an und sie bemerkte, zu ihrem eigenen Verdruss, dass er es geschafft hatte, in ihr eine lähmende Vorahnung zu erwecken. Sie hoffte inständig auf sein Nichtwissen. Woher sollte er auch wissen, was sie sonst kontinuierlich nachts zwischen den vier Mauern Hogwarts trieb. War er ihr gefolgt? Zu unwahrscheinlich, da sie es gewiss bemerkt hätte. Morie war unangenehm dolle verunsichert, ließ es sich jedoch nicht anmerken. - So gut es eben ging, denn die eigene Anspannung ließ sich nicht verbergen.

James musste sich nun das Lachen sehr stark unterdrücken und kreuzte seine Arme vor seiner Brust. "Aber drum herum reden ist so toll." er verzog eine beleidigte schnute, die natürlich nur gespielt war. "reden ist soooo toll, findest du nicht auch?" ein gehässiges lächeln trat auf seine Mundwinkel. Ein wenig theatralisch warf er ein. "Was wenn mich wer fragt? Was wenn meine Worte mal schneller sprechen? Vielleicht an einem abend wo ich mich mit Professor Longbottom unterhalte." Er tat nachdenklich und legte einen Zeigefinger auf seine Wange, mit welchem er ein paar Mal drauf herum tippte.

Moriemee verdrehte die Augen, blieb allerdings weitestgehend vorsichtig mit ihren Provokationen, da Potter gerade zu einem problematischen Risiko wurde. Seine lächerliche Vorstellung nahm sie vorerst mit Zurückhaltung auf. Allerdings schnappte sie bei seinen nächsten Worten nach Luft, da er anfing ihr zu drohen, was sie normalerweise gelassen aufnahm, doch gerade nicht ging, weil seine Worte vielleicht nicht ganz so leer waren, wie sonst. Zumindest war sie sich da ziemlich sicher. Morie riss sich zusammen, da er definitiv nicht denken sollte, ins Schwarze getroffen zu haben. "Interessante Annahmen, doch wo ist die Beweislage?", hackte sie also nach.

James ließ sich nicht beeindrucken und grinste blöd vor sich her. Er zuckte daher nur mit den Schultern, beweisen musste er ihr da fürs erste nicht. Warum auch. An und für sich wusste er ja auch nur, dass sie des Nachts in den Fluren herumlief. Ihm war klar, dass wenn er ihr keine Antwort geben würde, würde sie ihm das nicht glauben. "Wir können ja eine Wette eingehen." grinste er Siegessicher. Denn Er wusste, er würde nur gewinnen.

Moriemee beäugte Potter misstrauisch. Das dämliche Grinsen hätte sie ihm am liebsten aus dem Gesicht gefegt und ihn eines Besseren belehrt. Bei seinem Vorschlag zog sie dann eine Augenbraue hoch und die Stirn kraus. "Worauf willst du hinaus?" Worum er wetten wollte, war ihr gerade ein Rätsel. Jedoch hatte er sie neugierig gemacht und auffordernd funkelte sie ihm entgegen. "Sag schon!"

- Mitte August; eine überfüllte Winkelgasse

Die Straßen der Winkelgasse waren proppenvoll. Familien genossen das gute Wetter, Schüler bummelten durch die Geschäfte und Eltern suchten in den Mengen nach ihren Knirpsen. Neuste Flugbesen wurden erstanden, Haustiere in die Arme ihrer neuen Besitzer gelegt und Bücher für das kommende Schuljahr geschleppt. Gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder war auch Rose in der Winkelgasse unterwegs. Die Begeisterung von Hugo - er sollte zum September hin das erste Mal nach Hogwarts fahren - war kaum auszuhalten, so sehr glich er einem Flummi, der hüpfend alles entdecken wollte. Darüber schmunzelte sie zwar, doch nervig war er mit seiner ständigen Fragerei trotzdem! Rose kapselte sich daher ab, überließ ihren Bruder ihren Eltern und schlenderte alleine durch die Straßen. Ihre Freunde entdeckte sie nirgendwo und kehrte deswegen solo in ihr Lieblingsgeschäft ein. Flourish & Blotts - die Bücherstädte! Schon bald war Rosie zwischen den Regalen abgetaucht und blätterte gespannt durch die Seiten vieler Schmöker. Eine ganze Weile steckte ihre Nase nun schon in einem Buch über Elfen-Rechte, welches unter anderem auch ihre Mutter zitierte.

- Mitte August

Ich war alleine in der Winkelgasse unterwegs, um meine Einkäufe zu tätigen. Dad hatte mich nur zum Eingang gebracht und war dann wieder gegangen. Seit Mom gestorben war, mied er die Winkelgasse. Da waren ihm zu viele Menschen. Er kapselte sich ohnehin total ab seitdem, saß auch zuhause oft stundenlang nur da und starrte vor sich hin. Wir redeten kaum noch miteinander. Ich fühlte mich oft einsam. Wenn er wenigstens mit mir reden würde, nicht über Wichtiges, nur einfach so ... Der Einzige, der mich verstand und zu mir hielt war mein bester - und einziger - Freund Albus Severus Potter. In der Winkelgasse hatte ich nach ihm Ausschau gehalten, konnte ihn aber nicht entdecken, obwohl ich den Rest seiner Famiie sehr schnell ausgemacht hatte. Wahrscheinlich hatte sein Vater sich geweigert, ihn mitzunehmen und würde Albus Sachen selbst kaufen. Mr. Potter war gegen unsere Freundschaft, ich schätze, mein Nachname und ein sich hartnäckig haltendes Gerücht waren dafür verantwortlich. Mr. Potter versuchte uns während der Ferien so gut wie möglich von einander fernzuhalten, so dass uns nur Briefe blieben. Darum freute ich mich total auf den ersten Schultag. Endlich würde ich Albus wiedersehen und hätte jemanden zum Quatschen. Und nicht nur Albus würde ich wiedersehen ... Und ich würde endlich wieder lernen können! Mein kleines Streberherz schlug schneller, als ich um die Ecke eines Bücherregals linste und SIE entdeckte - Rose, Liebe meines Lebens und zukünftige Ehefrau. Naja, von Letzterem musste ich sie erst noch überzeugen, aber irgendwann würde sie schon merken, dass wir für einander bestimmt waren. Ich stellte das Buch, das ich in der Hand hielt, ins Regal zurück und schlenderte betont lässig zu Rose. Jetzt musste ich nur noch einen richtig coolen Spruch bringen ... Ich spickte über ihre Schulter und warf einen Blick auf ihr Buch. "Ah - Belfer. War ne tolle Sache. Hey, vielleicht sollten wir auch einen Club gründen. Lass mal überlegen ... SuS - Streber unter sich!" Immerhin war ich Jahrgangszweitbester, nur Rose hatte bessere Noten als ich. Aber das lag natürlich nur daran, dass ich ihr die Führung freiwillig überließ ... Man war ja schließlich Gentleman!

Rose schreckte auf, fuhr herum und machte einen Satz zurück. "Malfoy!" Ihre Worte voller schneidender Verachtung und ein feindseliges Funkeln trat in ihre Augen. Sie schlang die Arme um das Buch und verschränkte sie vor der Brust. Er war nicht in Begleitung, wie sie ausmachen konnte. "Nein danke!", zischte sie in halbherziger Gutmanier. "Außerdem heißt es B.ELFE.R und nicht Belfer." Eben die Abkürzung für 'Bund für Elfen-Rechte'. Ihre Mutter gründete diesen Club in ihrem vierten Schuljahr und setzte sich schon damals für Elfen-Rechte ein. Die Tatsache, dass ihre Mutter da nicht viel älter als sie gerade gewesen war, erfüllte Rose einerseits mit Stolz und andererseits mit Unbehagen, da sie wohl niemals so gut wie ihre Mutter sein würde. Malfoy weiterhin böse anfunkelnd, schob sie das Buch zurück ins Regal.

Ich presste meine Hände theatralisch gegen meine Brust. "Mein Name aus deinem Mund, Rose ... das ist schon fast zu viel der Ehre! Du Traum meiner schlaflosen Nächte - wie soll ich dieser Freude bloß Herr werden?!" Ich lächelte sie schelmisch an. Sie war so niedlich, wenn sie sich ärgerte. Mir war schon klar, dass sie glaubte, sie würde ihre Worte wirklich so schroff meinen, wie sie sagte - aber da irrte sie sich. Und zwar gewaltig. Irgendwann würde ihr das schon klar werden, davon war ich überzeugt. "Na gut", meinte ich, als sie meinen Clubvorschlag abgeschmettert hatte, "wie wäre es dann mit einem Katzenclub? Du bist die kleine Wildkatze und ich dein Schmusekaterchen. Miau!" Ich sah sie ein wenig von unten her an und legte ein gutes Stück Schmalz in mein maunzen. Da musste sie doch einfach schwach werden!

Rose verzog leidend das Gesicht. Malfoy benahm sich leider immer so unreif und albern. Sie wollte sich keinesfalls auf sein Niveau herabbegeben, weshalb sie seine anschmachtende Theatralik ignorierte. Seine nächsten Worte ließen sie missmutig aufstöhnen. "Du solltest wirklich einen Gang herunterschalten. Du machst dich lächerlich." Die herausgesuchten Bücher in der Hand, setzte sie zum Gehen an, da sie sicherlich nicht mit Malfoy herumhängen wollte!